138 vereint durch das kultivierte Miteinander, die kosmopolitische Leichtigkeit und die feine Etikette einer Epoche, in der Geist und Gastlichkeit ebenbürtig waren. Zeugen jener glanzvollen Zeit sind auch die eleganten Stadtpalais, wie etwa die 1840 errichtete Villa (Palais) Stourdza mit ihrem herrlichen, weitläufigen Park. Sie lag direkt an der Lichtentaler Straße, zwischen dem Palais Gagarin – dem heutigen Rizzi und Sitz des Standesamts – und der Evangelischen Stadtkirche. Knapp hundert Jahre später, im Jahr 1935, wurde die Villa nach dem Tod des Fürsten Stourdza und seiner Witwe infolge eines Erbstreits unter den Nachkommen abgerissen. Heute befindet sich an dieser Stelle der Busbahnhof am Augustaplatz. Unmittelbar daneben erhebt sich das ehemalige Palais Gagarin. Die Familie Gagarin, Teil des russischen Hochadels, fand im 19. Jahrhundert ihren Weg nach Baden-Baden. Isabella Gagarin erwarb 1868 dieses prächtige Palais am Augustaplatz, das sie über viele Jahrzehnte gemeinsam mit ihren Töchtern bewohnte. Das Anwesen wurde zu einem glanzvollen Treffpunkt der gehobenen Gesellschaft, wo namhafte Persönlichkeiten wie die gefeierte Sängerin Pauline Viardot-García und der bedeutende Schriftsteller Iwan Turgenjew regelmäßig zu Gast waren. Heute ist das Palais das letzte erhaltene Zeugnis eines einst weitläufigen Gagarin-Anwesens; die übrigen Gebäudeteile wurden 1952 abgerissen. Grandhotels, Stadtpalais, königliche Residenzen und russischer Adel Mit dem Aufblühen der Badekultur spiegelte sich der Geist des 19. Jahrhunderts eindrucksvoll in der Architektur Baden-Badens wider. Hotels wie der Badische Hof, das Hotel Stephanie – ursprünglich 1890 als königliche Residenz für hochrangige Gäste errichtet – oder der Englische Hof waren weit mehr als bloße Herbergen. Sie waren gesellschaftliche Zentren, Orte des internationalen Austauschs, gelebter Diplomatie und kultivierter Unterhaltung. Im Früh- jahr 1872 besuchte Königin Viktoria von England das malerische Städtchen an der Oos und residierte im prachtvollen „Grand Hotel d’Angleterre“. Dieses historische Grandhotel an der Lichtentaler Allee, heute bekannt als Atlantic Parkhotel, steht sinnbildlich für die zeitlose Schönheit und den unvergleichlichen Charme Baden-Badens. Seine Lage ober- halb der Allee, mit freiem Blick auf Park und Stadt, verlieh dem Haus eine Aura der Entrückung. Literaten, Komponisten, Diplomaten und gekrönte Häupter logierten hier – alle Lichtentaler Straße um 1904, Foto Metz Grand Hotel d’Angleterre, heutiges Atlantic Parkhotel
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