135 In seinen Sälen spiegelte sich die Welt: Hier wurde verhandelt, geflirtet, gespielt und philosophiert. Die hohen Decken, die Marmorwände, das golden schimmernde Licht – sie gaben dem Augenblick Glanz und Bedeutung. Die Spielbank, vonEdouardBénazetmit französischemEsprit geführt, wurde zum gesellschaftlichenMittelpunkt Europas. Dostojewski verarbeitete seine Eindrücke aus Baden-Baden in „Der Spieler“– ein literarisches Zeugnis der Ambivalenz zwischen Rausch und Ruin. Der zwischen 1892 und 1895 errichtete Bahnhof war als reprä- sentatives Eingangstor zur mondänen Kurstadt Baden-Baden konzipiert. Er ersetzte den älteren Bau von 1845 und zeigte sich im Stil der Neorenaissance mit barocken Anklängen – gekrönt von einer Kuppel, geschmückt mit Sandstein aus dem Murgtal. Der Bahnhof verfügte über mehrereWartesäle und einen fürstlichen Pavillon und war Ausdruck einer Zeit, in der Reisen ein gesellschaftliches Ereignis darstellte. Mit der Einstellung des Bahnbetriebs 1977 verlor das Gebäude seine ursprüngliche Funktion – doch als denkmalgeschütztes Zeug- nis wilhelminischer Baukunst blieb es erhalten. Beim Alten Bahnhof um 1910, heutiges Festspielhaus Friedrich- und Augustabad im 19. Jahrhundert
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